Gute Karten mit Kreditkarten in Polen? Oder gilt: “Nur Bares ist Wahres“?

Im Frühjahr 2012 begaben wir uns auf eine Reise von Grudziądz (Graudenz) über Torun (Thorn) und weiter in die Hauptstadt Warszawa (Warschau). Im Portemonnaie: Eine Kreditkarte von MasterCard und eine von American Express (kurz: Amex). Dieser Bericht beschreibt die Erfahrungen mit dem Bezahlen in Polen – vor allem mit den beliebten Plastikkarten. Es ist, so viel sei vorangeschickt, nicht nur ein Erfolgsbericht. Insbesondere, wenn wir uns auf der Reise auf die Amex-Karte verlassen hätten, wäre es schwierig geworden: Beim Lebensmitteleinkauf, beim Tanken und auch in Restaurants gab es Probleme.

Unterschiedliche Akzeptanz von Kreditkarten

Besonders Amex wirbt seit Ende 2011 in Deutschland mit Einkaufsgutscheinen um die 50 Euro oder einem beitragsfreien Jahr um zahlungskräftige Kundschaft. Zuletzt hatte die eigenständig arbeitende Amerikanische Bank sogar das bislang geforderte Jahresmindestbrutto von 40.000 Euro für die GoldCard quasi auf Null gesetzt um den Anschluss an Wettbewerber wie Visa, Maestro (EC/Giro-Card) und andere nicht zu verlieren.

Allerdings hält sich hierzulande die Akzeptanz der Karte in Grenzen. Da Amex eigenständig agiert und nicht, wie andere Kartenausgabestellen, mit Banken als Vermittlern arbeitet, bedarf es nach unseren Informationen bei den Händlern einer Zusatzvereinbarung und einer eigenständigen Kostenstelle. Für diese gehen bis zu vier Prozent vom getätigten Umsatz als Provision vom Ertrag der Händler ab. Dazu passt, dass eher Unternehmen der gehobenen Kategorie, etwa die Lebensmittelkette Tengelmann-Kaisers oder Rewe, in Deutschland die Amex akzeptieren.

Mit der Kreditkarte in Polen

In Polen versuchten wir es im Kaufland-Supermarkt in Grudziądz. Am Eingangsbereich wird die Amex-Akzeptanz durch die polnische Karten-Authentifizierungsstelle PKO Bank Polska mit einem Aufkleber angepriesen. An der Kasse folgte dann prompt eine unangenehme Reaktion: “Die Karte wird nicht akzeptiert”, äußert die Kassiererin nach dem Anstehen an einer Warteschlange. Die Nachfrage der freundlichen Dame von der Kasse bei der Filialleitung bestätigte ihre erste Aussage, nach der Amex kein offizieller Akzeptanzpartner sei. Das bedeutete: Die Einkäufe mussten dann doch in bar oder mit der Maestro-Karte bezahlt werden.

Zum Hintergrund erfuhren wir dann auch noch etwas: Die Authentifizierungsstelle bietet die Amex-Akzeptanz Händlern wie Kaufland als ‘Premiumoption’ mit zusätzlichen Gebühren an.  Kaufland hat sich offenbar aufgrund des Verhältnisses von Kosten und Nachfrage dagegen entschieden.

Weiter geht es, zur Tankstelle Statoil in Grudziądz. Auch hier prangt das Amex-Logo an der Tür zum Verkaufsraum. Aber auch hier winkt der Tankwart ab. “Den Aufkleber müsse man mal entfernen, auch für DinersClub gelte dieses”, meint er. Zu teuer sei der Monatsbeitrag für den Franchiseeunternehmer –  umgerechnet rund 20 Euro koste ihn die Akzeptanz der Karte, mit der ohnehin kaum jemand zahle. Die Geschichte mit unserer Amex geht so weiter: In Torun angekommen, beim Schnellrestaurant McDonalds mit der Amex gewunken. Wieder wurde die Zahlung abgewiesen, der Abrechnungsdienstleister ist hier die eService S.A. Eine Erklärung gab es vor Ort nicht. Auf Anfrage bei der McDonalds-Pressestelle in Warszawa erklärte deren Referent D. Szulowski, dass seiner Einschätzung nach die Amex uneingeschränkt angenommen werde und ihm „keinerlei Probleme in der Akzeptanz“ von den Teamleitern der Fastfood-Filialen bekannt seien.

Das gut klingende ‘keine Probleme’ können wir allerdings nach unseren Erfahrungen in Grudziądz, Warszawa, Torun und auch Szczecin (Stettin) nicht bestätigen. In Warschau wagten wir am Bahnhof Warszawa Centralna einen Versuch bei der Drogeriekette Rossmann. Und wieder dachten wir an die 1993 gedrehte Komödie „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Trotz vorgeblicher Akzeptanz und Hinweisschildern: Keine Zahlung mit der Amex möglich. Auch hier  – der Vollständigkeit halber sei es notiert – war wieder der Dienstleister eService im Spiel. Eine Anfrage bei der Rossmann-Pressestelle in Deutschland und in Polen blieb trotz mehrfacher Nachfragen unbeantwortet.

Wenige positive Erlebnisse

Aber die Zahlung mit der sicher von Marketingexperten gestalteten Amex-Karte war nicht immer problematisch. Bei Real-Warenhäusern oder auch in einem mittelständischen kleinen Laden „Sklep Spotem“ klappte alles ohne Schwierigkeiten. An deren Eingangstür konnte man den Aufkleber von PolCard S.A. lesen. Gleiches galt auch für ein Pizzalokal in der Warschauer Innenstadt.

Maestro- und Visa-Karten verbreiteter

Kreditkartensymbole an einer Ladentür. Foto: Polen.pl (AS)

In allen genannten Geschäften in denen mit der American Express-Karte keine Zahlung möglich war, zahlten wir anschließend ohne Schwierigkeiten entweder mit einer Visa-Karte, einer Master-Karte beziehungsweise einer Maestro-Karte (früher: EC-Karte).  Diese Zahlungsmittel wurden auch bei Hotelketten oder familiären Hotels akzeptiert.

Nach diesen nicht nur erfreulichen Erfahrungen insbesondere mit der Amex-Karte fragten wir nach.

Von der Niederlassung der American Express Services Europe Limited in Deutschland mit Sitz in Frankfurt am Main hörten wir, dass der Service bei den Vertragspartnern außerhalb es deutschen Akzeptanzraumes – insbesondere in Polen – noch Schwächen habe. Die zuständige Amex-Vertretung in Warschau bemühe sich allerdings nach Kräften, die aufgezeigten Probleme abzustellen, so Thorsten Schulz, seines Zeichens Leiter World Service Deutschland/Österreich. Immerhin ist man so ehrlich, die Schwierigkeiten zu benennen. Leider schützt dies nicht vor in die Irre leitenden Aufklebern an den Eingangstüren der Geschäfte und Dienstleister. Man stelle sich vor, man wäre beispielsweise nur mit einer Karte von Amex an der in unserem Beitrag genannten Tankstelle nach dem Tanken zur Kasse geschritten.

Doch auf Złoty und Euro setzen?

Nicht nur mit der Amex-Karte, sondern auch mit VPay, einem der GiroCard (Maestro) ähnlichen System aus dem Hause VISA, gibt es Schwierigkeiten. Händler mit älteren Kartenlesegeräten können offenbar (noch) nicht auf den auf der Plastikkarte befindlichen Chip zurückgreifen. So können tausende deutsche Postbankkunden (indem in Bastelmanier der Chip mit handelsüblichem Klebefilm überklebt wird und das Lesegerät damit gezwungen wird, auf den Magnetstreifen zurückzugreifen) in Polen oder anderen Ländern auf der gesamten Welt Zahlungsvorgänge eher schwierig oder gar nicht bargeldlos erledigen.

Trotz des vielleicht umständlichen Geldtauschens von Euro in Złoty scheint daher Bargeld im Portemonnaie bei einer Reise durch Polen noch die verlässlichste Variante zu sein. Oder man setzt gleich auf mehrere Karten, um möglichst oft mit der Karte zahlen zu können. Das Tauschen von Geld in den Wechselstuben gilt auch deswegen als kompliziert, weil man am die Kurse vergleichen sollte. Besonders gut gelegene Wechselstuben (‘Kantor’) haben oft deutlich schlechtere Konditionen als Banken. Mancher Kantor betrügt sogar, aber das ist die Ausnahme (wir berichteten). Wer sich vor dem Tausch mit dem polnischen Geld vertraut machen möchte, dem empfehlen wir unseren Beitrag zu Münzen und Scheinen.

Bargeld vom Geldautomaten

Einige Banken, zum Beispiel die Deutsche Bank-Gruppe (Berliner Bank, Postbank, Deutsche Bank), bieten bei einem Girokonto kostenfreie Bargeldabhebung in Polen an bestimmten Geldautomaten. Bei der Deutschen Bank sind dies aktuell polenweit 90 Standorte, vor allem in Ballungszentren. Kunden der HypoVereinsbank, welche zur UniCredit-Gruppe zählt, bietet diese beachtliche 1827 Standorte der Bank Pekao S.A. (Stand: Januar 2012). Für diesen Komfort genügt die EC-/Maestro- oder auch GiroCard-Karte. Auch Direktbanken wie die DKB oder Santander bieten kostengünstige Konditionen, jedoch wird in aller Regel ein Wärrungsumrechnungsentgeld von ein bis zwei Proztent der Barabhebungssumme einbehalten. Polen gehört ja bekanntlich der EU, aber noch nicht der Währungsunion an.

Die einzig wirklich kostenfreie Möglichkeit, an tatsächlich allen die Mastercard akzeptierenden Geldautomaten an Bargeld zu kommen, hat nach unserer Recherche zurzeit die eher unbekannte Advanzia-Bank aus Luxemburg mit ihrer in Deutschland vertriebenen MasterCard-Gold. Bei dieser Bank, die die einprägsame Internetadresse  www.gebuhrenfrei.com ihr eigen nennt,  drohen aber hohe Zinsen, zahlt man seinen Saldo nicht innerhalb der ab Rechnungsstellung eingeräumten Frist: Die Zinsen betragen bis zu 24,44 Prozent p.a., was den Eindruck trübt.

Vorsicht vor Umrechnungsservice am Geldautomaten

An Geldautomaten oder bei Händlern in Polen, bei denen auf den Bildschirmen oder Terminals plötzlich direkt die Eurosumme erscheint, ist Vorsicht geboten. Durch das Drücken der Taste „Akzeptieren“ und die Eingabe der Pin-Nummer beziehungsweise die Unterschrift auf dem Buchungsbeleg erklärt man sich bereit, den Bankkurs des Geldautomatenbetreibers auszuschlagen und den Kurs des Kartenausgebers zu akzeptieren. Dieser Kurs ist in aller Regel sehr viel ungünstiger. Dafür steht auf dem Kassen-Bon zwar, was tatsächlich in Euro abgebucht wird: Kursschwankungen geht man so aus dem Weg. Aber Kursschwankungen sind in Polen bislang unbedeutend, auch eine dramatische Inflation oder ähnliches droht derzeit kaum, wenn auch die Inflation in Polen mit rund vier Prozent höher ist als in Deutschland. Daher kann man auf diesen teuer bezahlten Service der genauen Kenntnis des abgebuchten Euro-Betrages meist gut verzichten.