Kaufen statt Mieten

Auch alte Gebäude werden immer häufiger luxussaniert.

(Berlin, JW) Mietwohnungen in Polen? Kaum zu finden, und wenn, dann meist sehr teuer. Leser haben uns darauf angesprochen, wie das denn funktionieren kann: Grundsätzlich niedrigere Einkommen, aber erheblich höhere oder zumindest hohe Mieten im Vergleich zu Deutschland. Natürlich ist dies immer abhängig von Region, Standort und Ausstattung. Aber: Die Feststellung stimmt. Der Mietwohnungsmarkt in Polen ist gänzlich anders, als der in Deutschland. Weil sich immer mehr Menschen mit dem Gedanken tragen, nach Polen zu ziehen, haben wir ein paar – vielfach mangels direkter Vergleichbarkeit – subjektive Informationen dazu zusammengestellt.

Kaufen hat Vorzug

Viele Polen gehen lieber für den Erhalt eines Kredites zum Kauf einer Wohnung – lieber noch als ein Haus – zur Bank, anstatt regelmäßig eine Mietzahlung einzuplanen. Grund dafür ist, dass der Wunsch nach Eigentum beim Wohnen offenbar sehr viel stärker ausgeprägt ist. So kommen auch erhebliche Verschuldungen für den Kauf von Wohnungen zusammen. Aber auch die staatlichen Förderungen für den Erwerb eigener Wohnungen führen zu einer größeren Nachfrage nach Eigentums- im Vergleich zu Mietwohnungen. Ein Beispiel für Förderungen des Eigentumserwerb ist das Programm ‘Rodzina na swoim’, bei dem der polnische Staat unter bestimmten Voraussetzungen bis zu 50 Prozent der Finanzierungs-Zinsen übernimmt.

Daher entsteht auch ein nur sehr kleiner Markt für Mietwohnungen. Diese wenigen Mietangebote wiederum richten sich eher an vorübergehend in der Stadt lebende Menschen oder solche, die aus beruflichen Gründen oftmals den Wohnort wechseln müssen. Sonst wird höchstens vorübergehend in Lebensphase wie dem Wechsel von der Familie in die eigene Wohnung oder etwa nach Trennungen gemietet. Damit sind Mietangebote relativ rar und damit auch teurer.

Wenn es Mietangebote gibt, dann meist entweder von alteingesessenen Genossenschaften oder bei Neubauten. In den Genossenschaften erscheinen vielen Mietern die Kosten und Nebenkosten zu intransparent, bei Neubauten sind ‘Wspolnota mieszkaniowa’ als Wohnungsvertreterversammlungen die Regel, wodurch eine hohe Transparenz der Einnahmen und Ausgaben besteht. Somit tendieren Mieter eher in Neubauanlagen, oder sind eben schon sehr lange Mieter bei einer Genossenschaft ‘des Vertrauens’. Einen privaten Vermietermarkt gibt es kaum, da es wenige Menschen gibt, die sich eine Wohnung neben der eigenen Wohnung leisten können. Die Mittelschicht, die dies in Deutschland übernimmt, ist anteilmäßig in Polen geringer.

Ein Grund, dass viele Immobilienanbieter ungern in Mietwohnungen investieren, ist auch der sehr weit reichende Mieterschutz in Polen. Für Vermieter gibt es viele Probleme auch bei Streitigkeiten, Mieter ‘loszuwerden’. Dies gepaart mit langen Gerichtswegen im Streitfall führt zu hohem Risiko für Vermietungsunternehmen. Auch deswegen gibt es – neben den Genossenschaften – nur wenige große Vermietungsfirmen.

Generell weniger Leerstand

Gerade in den Städten, insbesondere in den Hauptstädten der Wojewodschaften (in Deutschland ähnlich den Bundesländern), ist der Leerstand an Wohnung insgesamt geringer als in vielen deutschen Städten. Das hat zur Folge, dass nicht nur bei den ohnehin knappen Mietwohnungen die Preise hoch sind, sondern auch bei den Eigentumswohnungen. Diese, die übrigens nach unserem Eindruck viel häufiger verkauft und gekauft werden als etwa in Deutschland, sind häufig auch im Schnitt kleiner und relativ gesehen recht teuer. So zahlt man beispielsweise für eine Wohnung in einer mittelgroßen Stadt in der Wojewodschaft Zachodnipomorskie je nach Zustand und Baujahr für eine 60-Quadratmeter-Wohnung zwischen umgerechnet 60.000 und 140.000 Euro. Für 60.000 Euro ist jedoch in der Regel auch ‘nur’ ein Plattenbau erhältlich, die modernen Neubauten schlagen generell mit höheren Quadratmeterpreisen negativ auf das ohnehin geringere Einkommen. Das ist mehr als in vielen deutschen Kleinstädten.

Bautätigkeit verbessert die Marktlage

Zwar entstehen seit einigen Jahren in höherem Tempo neue Wohnungen und Häuser, womit sich die Lage etwas entspannt. Allerdings ist nach wie vor die Nachfrage sehr hoch, insbesondere nach höherwertigen sanierten und neu gebauten Wohnimmobilien. Viele Besitzer von Wohnungen planen auch den Wechsel in größere Objekte, allmählich kommt auch in den städtischeren Lagen ein eigenes Haus für viele als ernsthafte Alternative in Betracht. Das hängt auch mit den noch recht niedrigen Grundstückspreisen zusammen: Etwa in Warschau kostet ein Grundstück in einem 15 Kilometer vom Zentrum gelegenen Stadtteil rund 800 Zloty pro Quadratmeter (200 Euro), im Vergleich zu Stadtrandlagen in Deutschland ist das eher wenig.