PESA verLINKt sich mit der Deutschen Bahn

Moderner Fernverkehrszug PESA – Dart (www.pesa.pl, 2016)

Der polnische Schienenfahrzeughersteller PESA hat einmal mehr bewiesen, dass er Schienenfahrzeuge für höchste Ansprüche bauen kann. Nach der erfolgreichen Premiere der PESA „Dart“ Elektrotriebwagen auf den Fernverkehrstrecken in Polen (https://polen-pl.eu/neue-impulse-beim-lokomotivbau-in-polen/), setzt PESA nun an, auf dem europäischen Eisenbahnmarkt dauerhaft Fuß zu fassen.

Moderner Fernverkehrszug PESA - Dart (www.pesa.pl 2016)
Moderner Fernverkehrszug PESA – Dart (www.pesa.pl, 2016)

Auch wenn PESA bereits seit längerer Zeit Triebwagen erfolgreich nach Deutschland, Italien, Litauen und Tschechien exportiert, offenbart der 2012 zwischen der Deutschen Bahn und PESA geschlossene Vertrag über die Lieferung von bis zu 470 Dieseltriebwagen PESA „Link“ bis zum Jahr 2018 (Wert 1,2 Mrd. Euro) doch ganz andere Dimensionen.

Der Vertrag mit der Deutschen Bahn sowie die erfolgreiche Zulassung durch das Eisenbahn-Bundesamt im Juni dieses Jahres, sind ein Meilenstein in der Geschichte von PESA; denn es gibt bisher nicht viele ausländische Eisenbahnhersteller, die eine Zulassung zum deutschen Markt erhielten. Diese Zulassung steigert nicht nur das Prestige, sondern kann auch als Türöffner für weitere Bestellungen dienen.

Die Dieseltriebwagen PESA Link

Hierbei handelt es sich um einen Diesel getriebenen Zug in modularer Bauweise für den Nahverkehr. Der Zug kann, gemäß den Anforderungen der Betreiber, aus bis zu vier Wagen bestehen.

In diesen Zügen werden je nach Anforderung zwischen 110 und 200 Sitz- sowie 149 Stehplätze angeboten. Auch die Höchstgeschwindigkeit variiert nach Kundenwunsch: In Polen und Tschechien erreichen die Züge eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h, in Deutschland sollen sie hingegen 20 km/h schneller sein. Die maximal zulässige Geschwindigkeit beträgt 160 km/h, doch bislang hat noch niemand Interesse daran gezeigt.

Außerhalb Polens kommen die Züge bislang in der Tschechischen Republik (31 PESA „Link“) sowie bei einem deutschen privaten Eisenbahnunternehmen, der Niederbarnimer Eisenbahn, zum Einsatz.

Konkurrenz belebt das Geschäft – sowohl in Polen als auch in Deutschland

So gibt es in Polen neben PESA noch den Triebfahrzeughersteller NEWAG, der als größter Konkurrent von PESA gilt. Beide wetteifern nicht nur um den Bau des ersten wirklich polnischen Hochgeschwindigkeitszuges, sondern auch um ausländische Kunden. Hierbei hat der Branchenprimus PESA eindeutig die Nase vorn: PESA-Triebfahrzeuge wurden bereits in verschiedene Länder exportiert, während NEWAG bislang erst einen Exporterfolg nach Italien verbuchen kann. Auch der Vertrag zwischen PESA und der Deutschen Bahn stellt klar, wer beim Eisenbahnbau in Polen der Platzhirsch ist. Die Umsatzzahlen sprechen eine noch deutlichere Sprache: PESA erwirtschaftete 2015 einen Umsatz von 3 Mrd. Zloty (670 Mio. Euro) während NEWAG für denselben Zeitraum 1,026 Mrd. Zloty (232 Mio. Euro) erwirtschaftete.

In Deutschland setzt man seit jeher auf altbewährte Lieferanten, wie Siemens, Bombardier oder Alstom. Die Abkehr von den „großen Drei“ hin zu einem noch relativ kleinen Unternehmen macht deutlich, dass man in der Vergangenheit nicht immer zufrieden war. So war immer wieder von Pannen und Lieferungsverzug die Rede. Die Bestellung der Triebwagen in Polen könnte allerdings erst der Anfang gewesen sein. Die Deutsche Bahn machte deutlich, dass sie sich nach alternativen Lieferanten, u.a. aus Asien umsehen werde.

Es bleibt also spannend, wie sich die beiden polnischen Hersteller in diesem Kampf schlagen werden.