Post nach Polen

Im Zeitalter des Internets verdrängt man gerne die Bedeutung der klassischen Brief- und Paketspedition. Doch während wir uns in Echtzeit über Video unterhalten, steckt der internationale Versand im vergangenen Jahrtausend. Mit dem Auto lässt sich die Stadt Posen (Poznań) von Berlin aus in weniger als drei Stunden erreichen. Ein Paket der deutschen Post (DHL) benötigt für die selbe Strecke drei bis fünf Tage. Ein normaler Brief ist mit durchschnittlich 2,3 Tagen Laufzeit etwas zügiger unterwegs, aber immer noch deutlich langsamer als zwischen Flensburg und Mittenwald.

Mit neun Euro ist das Päckchen der DHL die billigste Versandoption nach Polen. Seit kurzer Zeit zahlt man auch für ein kleines Paket (bis zwei kg) nur noch 14 Euro. Letzteres ist aber nur online verfügbar – wer am Schalter bezahlt, muss eine Kategorie größer kaufen (bis fünf kg) und 16 Euro blechen. Der Konkurrent UPS verlangt bei ähnlichen Konditionen etwa 30 Euro, bietet aber auch einen Abholservice.

Sowohl der Preis als auch die Laufzeit für eine Warensendung nach Polen sind also noch immer fast drei mal so hoch wie innerhalb Deutschlands. Im Versandhandel wird es dadurch fast unmöglich, Produkte international zu verkaufen; der Binnenmarkt existiert de facto nur für Industrie und Großabnehmer. Auch für Privatverkäufer auf ebay.de oder allegro.pl existiert der europäische Absatzmarkt nur auf dem Papier. Neben der Sprachbarriere verhindern somit die schlechten Versandkonditionen den freundschaftlichen Handel im Kleinen.

Transport durch Busfahrer

Insbesondere für sehr schwere oder sehr eilige Sendungen kommt auch der “Versand per Bus” in Frage: Jede Nacht überqueren unzählige Fernbusse die deutsch-polnische Grenze. Wenn der Empfänger das Gepäckstück abholen kann, bietet sich die Option, die kostbare Fracht dem Busfahrer anzuvertrauen – die genauen Konditionen müssen dann natürlich privat vereinbart werden. Auch ein Brief kommt oft schneller an, wenn man ihn einem Reisenden mit der Bitte in die Hand drückt, das Schriftgut doch auf der anderen Seite der Grenze in den Briefkasten zu werfen. Zehn Jahre nach dem EU-Beitritt Polens sind solche Tricks immer noch gut zu gebrauchen.