Polnisch – die Sprache des (UN)bekannten Nachbarn

Eine Rezension von Justyna Michniuk, freie Autorin, Journalistin und Übersetzerin, Mitglied im Sorbischen Künstlerbund e.V und im Freien Deutschen Autorenverband (FDA) Brandenburg

Die Geschichte von Deutschen und Polen ist eng miteinander verknüpft. Seit über tausend Jahren leben wir an einer gemeinsamen Grenze, Tür an Tür, wie Nachbarn. Hat uns diese Zeit gereicht, um uns gegenseitig richtig kennenzulernen? Oder gibt es noch einige sprachliche, bürokratische oder auch interkulturelle Hürden, die sich als Schatten über unsere freundschaftliche Zusammenarbeit legen?

Sprachbarriere

Als eines der wichtigsten Hemmnisse in der deutsch-polnischen Grenzregion wurde die nach wie vor bestehende Sprachbarriere identifiziert[1]. Desto wichtiger sind Veröffentlichungen wie der „Sprachkalender Polnisch“, der mit jedem neuen Tag eine Portion der Sprache des Nachbarn liefert. Die Idee, die dahinter steckt, ist einfach: Durch systematisches, tägliches Lernen der Fremdsprache, kann man in einem Jahr viel erreichen.

Der Verlag

Der BUSKE Verlag wurde im Jahre 1959 von dem Buchhändler Helmut Buske gegründet und hat sich zunächst mit Touristen- und Wanderführern beschäftigt. Aber schon 1962 folgte die Gründung eines wissenschaftlichen Sortiments mit dem Schwerpunkt Sprachwissenschaften. Heute veröffentlicht der Verlag verschiedene Sprachkalender, die sich außer mit der polnischen, auch mit der japanischen und mit der deutschen Gebärdensprache beschäftigen. Dazu muss man ergänzen, dass die Autoren der jeweiligen Sprachversionen dieser Kalender sorgfältig ausgewählt werden. Sie sind immer mehrsprachige Personen, die sich nicht nur in der eigenen Muttersprache, sondern auch mit den Fremdsprachen auskennen.

Autor

Einer dieser Autoren ist Dr. Aleksander-Marek Sadowski als Verfasser des „Sprachkalenders Polnisch“. Dr. Sadowski ist polnischer Muttersprachler und emeritierter Professor für angewandte Linguistik und Übersetzungswissenschaft. Er beteiligt sich gegenwärtig an Projekten zur Verbreitung der polnischen Sprache in Deutschland und schreibt Artikel zur Geschichte der osteuropäischen Länder.

Die vielfältigen Interessen des Autors spiegeln sich in dem Sprachkalender wider. Jede Seite beinhaltet, wie bei den traditionellen Kalendern, Datum, Monat und Wochentag. Diese Informationen sind aber relativ kleingedruckt und am Seitenende platziert. Der Haupttext, der sich mit der polnischen Grammatik, Geschichte, Poesie oder Landeskunde befasst, wird auf der ganzen Seite zuerst auf Polnisch und auf der Rückseite auch in der deutschen Sprachversion gedruckt.

Das Besondere

Was den Kalender besonders macht, sind einfache, aber wirksame Übungen, wissenswerte Fakten über polnische Städte, polnische Dichter, aus der polnischen Geschichte und last but not least die vollständige Zweisprachigkeit des Kalenders. Wie oft habe ich mir als Schülerin und später Studentin ein zweisprachiges, deutsch-polnisches Lehrbuch gewünscht! Das hätte mir das Erlernen der deutschen Sprache um Einiges vereinfacht, aber damals hatte noch niemand daran gedacht. Desto höher schätze ich die Ausgabe des „Sprachkalenders Polnisch“, die sich sowohl für die Anfänger (A1), wie auch für wissensbegierige fortgeschrittene Erwachsene und Kinder (B2-C1) eignet. Eigentlich ist der Sprachkalender eher ein Taschenbuch, d.h. man kann ihn behalten und die verschiedenen Übungen noch einmal in den nächsten Jahren wiederholen. Auch die Art der Texte, die kurz aber informativ wirken, erlaubt eine Nutzung über das Jahr 2023 hinaus z.B. bei einer Reise nach Polen.

Polnisch lernen, motiviert bleiben

In meiner privaten und geschäftlichen Umgebung gibt es viele Deutsche, die Polnisch lernen. Sie werden aber oft durch zu viel Grammatik oder andere Hürden demotiviert, die polnische Sprache weiter für sich zu entdecken. Nicht selten bekomme ich zu hören, dass die Gruppen in den Sprach- oder Volkshochschulen, wo man Polnisch lernen kann, zu groß sind oder das Niveau der Teilnehmer zu unterschiedlich ausfällt. Allen selbstständig Lernenden oder Personen, die gerne ihre Polnisch Kenntnisse auffrischen und erweitern möchten, empfehle ich diesen kleinen, aber erfreulich umfangreichen Sprachkalender.

Viel Spaß beim Erlernen der polnischen Sprache, der Sprache des Nachbars, der so nah liegt, aber (leider) oft unentdeckt bleibt! Powodzenia!

Rezensiert wurde

durch Justyna Michniuk, freie Autorin, Journalistin und Übersetzerin, Mitglied im Sorbischen Künstlerbund e.V und im Freien Deutschen Autorenverband (FDA) Brandenburg
  • Autor: Dr. Aleksander-Marek Sadowski
  • Titel: Sprachkalender Polnisch 2023.Abreißkalender
  • Publikationsdatum: 2022
  • Verlag: Helmut BUSKE Verlag
    ISBN: 978-3-96769-184-9


[1]Sehe z.B: Analyse „Ansätze zur Reduzierung der Sprachbarriere als größtes Hemmnis der Partnerschaftsarbeit“ der Euroregion Spree-Neiße-Bober e.V.